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Historische Hinführung

Die Zeit von 1763 bis 1941.
Wie alles begann
Nach der Eroberung großer fast unbesiedelter Gebiete erließ Zarin Katharina die Große am 22. Juli 1763 ein Manifest. Darin lud sie Menschen aus ganz Europa ein, sich im Russischen Reich niederzulassen und das unbewohnte Land zu besiedeln und zu bewirtschaften. Um einen Anreiz zu schaffen, garantierte die Zarin den Neuankömmlingen viele Freiheiten.

Allein in den Anfangsjahren der Kolonisation kamen fast 23.000 Menschen aus über 7.000 Familien ins Russische Reich. Die Mehrheit der Kolonisten war deutschsprachig. Diese ließen sich an der Wolga, bei St. Petersburg und am Schwarzen Meer nieder, wodurch deutsche Siedlungsgebiete entstanden.

  • Abbildung 2:

    Deutsche Auswanderung nach Russland von 1763 bis Mitte des 19. Jahrhunderts.

    bpb, mr-kartographie / CC BY-NC-ND 3.0 DE
  • Abbildung 1:

    Einladungsmanifest Katharinas der Großen vom 22. Juli 1763, in dem sie den Einwanderern die freie Ausübung der Kultur und Religion in deutscher Sprache, vollständige Befreiung vom Militärdienst sowie Steuerfreiheit für 30 Jahre verspricht.

    Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen
  • Abbildung 3:

    Ausschnitt aus dem Amtsblatt der Regierung zu Danzig vom 12. August 1819:

    Benachrichtigung des Russischen Konsulats über das Ende der Anwerbung von Kolonisten durch das Russische Reich.

Die Erneuerung der Privilegien durch Zar Alexander I. 1804 löste eine zweite Einwanderungswelle aus. Nachdem das Interesse zu groß und fruchtbares Siedlungsland rar wurde, endete die Ansiedlung nach den Konditionen der Manifeste. Die Sonderrechte für die bereits Eingewanderten galten jedoch weiter.

Der Anfang vom Ende
1871 kam es zur gänzlichen Aufhebung der Privilegien für die deutschen Kolonisten, die nun der übrigen Bevölkerung gleichgestellt waren. Ab 1874 erfolgten die ersten Einberufungen von Deutschen in die zaristische Armee. Dies veranlasste viele zur Auswanderung nach Nord- und Südamerika.
Die zeitglich einsetzende Russifizierung der deutschen Bevölkerung vollzog sich unter anderem durch die Einführung der russischen Sprache im Schulunterricht. Der Mangel an Lehrern, die sowohl der deutschen als auch der russischen Sprache mächtig waren, verzögerte den Prozess jedoch bis weit ins 20. Jahrhundert.
  • Abbildung 4:

    Nach der Einführung der Wehrpflicht für die ehemaligen Kolonisten erkämpften sich die Mennoniten, denen der Dienst an der Waffe aufgrund ihrer Religion verboten war, das Recht, Zivildienst als Sanitäter oder Forstarbeiter zu leisten. Das Bild zeigt mennonitische Zivildienstleistende während des Ersten Weltkriegs.

Der Erste Weltkrieg und die anschließende Revolution im Russischen Reich bedeuteten einen großen Einschnitt für die deutsche Bevölkerung. Aus Angst, die deutschstämmigen Untertanen könnten mit dem Deutschen Reich kollaborieren, kam es zu Enteignungen und Deportationen. Aus den westlichen Grenzgebieten wurden 200.000 Menschen ins Landesinnere verschleppt.

In den ersten Jahren des Sowjetregimes erhielten die deutschen Siedlungsgebiete wieder mehr Sonderrechte. 1919 entstand an der Wolga ein autonomes Gebiet der Wolgadeutschen, das 1924 zu einer Autonomen Republik aufgestuft wurde. Auch in anderen Landesteilen bildeten sich deutsche Nationalkreise.

Die 1930er Jahre läuteten das Ende der Siedlungen der Deutschen in der Sowjetunion ein. Während der Kollektivierung des Eigentums durch das kommunistische Regime wurden viele Deutsche, die ihren Besitz nach der Revolution bewahren konnten, enteignet und deportiert.

Darauf folgten die Jahre der sog. stalinistischen Säuberungen. Das Urteil der Schauprozesse lautete zumeist langjährige Lagerhaft oder Tod durch Erschießung. Die sowjetischen Machthaber warfen der deutschstämmigen Bevölkerung Kollaboration mit Nazi-Deutschland vor. Durch die Direktive 00439 vom 25. Juli 1937 kam es zur Verurteilung von 73.000 Deutschen, wovon 55.500 zum Tode verurteilt wurden.
  • Abbildung 5:

    Enteignungslisten der Wolhyniendeutschen aus dem Jahr 1916, abgedruckt im Nachrichtenblatt der Verwaltung des Gouvernements Wolhynien.

    Staatsarchiv Shitomir Ukraine

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