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Deportation

Die Zeit von 1941 bis 1945.
28. August 1941
Der Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR vom 28. August 1941 läutete das Ende der bis dahin 178-jährigen Siedlungsgeschichte der Deutschen im Russischen Reich bzw. der Sowjetunion ein.

Nach dem Angriff Nazi-Deutschlands auf die Sowjetunion wurden damit zunächst die Wolgadeutschen und kurze Zeit später alle Deutschstämmigen im Land aufgrund ihrer Abstammung unter den Generalverdacht der Kollaboration mit dem Deutschen Reich gestellt.

Infolgedessen kam es zur Deportation aller deutschstämmigen Sowjetbürger aus dem frontnahen europäischen Teil der Sowjetunion.

Während die Deportationen aus frontnahen Gebieten wie der Krim im August 1941 noch als „Evakuierungen“ bezeichnet wurden, sollten die auf dem Gebiet der Wolgadeutschen Republik und in den angrenzenden Regionen lebenden Deutschen laut einer handschriftlichen Notiz von Joseph Stalin „mit Knall“ zwangsumgesiedelt werden.
In den folgenden Monaten mussten ca. 800.000 Menschen den europäischen Teil des Landes verlassen und wurden unter menschenunwürdigen Bedingungen nach Zentralasien und Sibirien gebracht. Unter Zwang mussten die Menschen einer vollständigen Enteignung zustimmen und lebenslang auf die Rückkehr in ihre Heimat verzichten. Anschließend wurden die Familien von Mitarbeitern des NKWD abgeholt und zu den Bahnhöfen gebracht. In Eisenbahnwaggons, die eigentlich für den Viehtransport vorgesehen waren, erfolgte die Umsiedlung. Die mehrwöchigen Strapazen mussten zumeist mit nur wenig Proviant erduldet werden.

Abbildung 4

Elisabeth Eichwald wurde gemeinsam mit ihrer Schwiegertochter Katharina und Enkelin Swetlana aus Bokowo-Antrazyt im Dongebiet nach Kasachstan deportiert.

Das Bild zeigt sie mit ihrer Enkelin Valentina Mitte der 1950er Jahre.

  • Abbildung 1:

    Erlass über die Umsiedlung der Wolgadeutschen vom 28. August 1941, abgedruckt in der Ausgabe der wolgadeutschen Zeitung Nachrichten vom 30. August 1941.

    Institut für digitales Lernen GbR / CC BY-SA 4.0
  • Abbildung 2 und 3:

    Deportationsbescheinigung der Familie von David Geier vom 03. September 1941. Die Familie wurde einen Tag später deportiert und kam am 24. September in Ajagus, Ostkasachstan, an.
1941 bis 1945

Viele Opfer legten später aus ihren Erinnerungen Zeugnis über das Deportationsgeschehen ab: So sollen etwa die Deportations- züge auch Bombenangriffen ausgesetzt gewesen sein, da die deutsche Luftwaffe darunter getarnte Truppentransporte der Roten Armee vermutet habe.

Oft wurde berichtet, dass die Deutschen von den begleitenden Beamten dazu genötigt worden seien, neben den Zügen deutsche Volkslieder zu singen und Tänze aufzuführen. Diese Erniedrigungen sollten die Luftwaffe darauf aufmerksam machen, dass es sich um einen Transport deutscher Sowjetbürger handelte, um auf diese Weise Bombenangriffe zu verhindern.

Bedingt durch die schlechten hygienischen Zustände in den Waggons und die mangelnde Versorgung mit Nahrungsmitteln überlebten viele Menschen die Deportation nicht. Die Leichen wurden an der nächsten Bahnstation verscharrt.

Parallel zur Deportation der zivilen Bevölkerung lief die Demobilisierung der deutschstämmigen Soldaten aus der Roten Armee ab. Auch diese wurden der Kollaboration mit Nazideutschland verdächtigt. Man zog sie von der Front ab und brachte sie in Arbeitslager.
  • Abbildung 5:

    Propagandistischer Bericht der Deutschen Zeitung im Ostland aus Riga über die Deportation der Deutschen in der Sowjetunion

    BKDR

Während zu Beginn des Krieges noch ca. 17 000 Deutschstämmige ihren Wehrdienst ableisteten und sogar noch Deutschstämmige einberufen wurden, blieben 1945 nur noch 183 Deutsche in den Reihen der sowjetischen Armee zurück. Diese konnten entweder ihre deutsche Herkunft verschleiern oder waren in einer nicht sicherheitsrelevanten Einheit im Einsatz.

  • Abbildung 6:

    Konstantin Gottlieb Geier wurde im November 1939 zum Wehrdienst einberufen. Nach Kriegsbeginn war er zunächst auf dem Gebiet der heutigen Ukraine im Einsatz.

    In den ersten Monaten des Jahres 1942 wurde er aufgrund seiner deutschen Abstammung demobilisiert und sollte in ein Arbeitslager im Landesinneren gebracht werden. Er verstarb jedoch während der Deportation unter nicht geklärten Umständen.
  • Abbildung 7:

    Die Familie von Peter und Katharina Sperling wurde Anfang August 1941 aus ihrem Heimatdorf Annenfeld auf der Krim in das Gebiet Rostov am Don „evakuiert“. Nach dem Erlass vom 28. August 1941 wurde die Familie im September weiter nach Nordkasachstan deportiert.

    Das Foto zeigt Peter und Katharina Sperling mit ihrer ältesten Tochter Nina um 1938 auf der Krim.

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