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Eingereicht von Irene Hinsch aus Kellinghusen

Gustav Werle (1895-1943)

Gustav wurde in der deutschen Kolonie Dawsun im Nordkaukasus geboren. Als Jugendlicher kam er mit seinen Eltern nach Sibirien, in die Region Altai.
1895–1941
  • Abbildung 1:

    Gustav Werle als Soldat im Ersten Weltkrieg
  • Abbildung 2:

    Familie von Gustav Werle in den 1930er Jahren
Gustav Werle wurde 1895 in der deutschen Kolonie Dowsun im Nordkaukasus geboren, zog jedoch als Jugendlicher mit seinen Eltern in die Altai-Region nach Sibirien.


Als junger Mann war sein Leben vom Krieg geprägt. Im Ersten Weltkrieg diente er in der Armee des Zaren, im russischen Bürgerkrieg stand er dann ab 1919 auf Seiten der Bolschewiken.

Im Jahr 1932 zum Vorsteher der Kolchose Blumenfeld geworden, folgte aufgrund des Verdachts „konterrevolutionärer Sabotage“ seine Verhaftung. Mit Hilfe aus dem Dorf konnte er samt seiner Familie fliehen. Gemeinsam schlugen sie sich fast ein Jahr vom Altai in den Nordkaukasus durch. Der Neuanfang im Dorf Rosental fiel zunächst schwer, doch gelang es Gustav innerhalb weniger Jahre, wieder zum Kolchose-Leiter aufzusteigen.
9. November 1941
Am 9. November 1941 kamen einige Rotarmisten in das Dorf. Die Männer trieben an diesem Tag das Vieh vor der sich nähernden Kriegsfront weg. Frauen, Alte und Kinder mussten packen und nach drei Stunden verließen die Menschen schließlich mit Pferdezügen das Heimatdorf. Die Männer holten diesen einige Tage später ein.

Die Deportation glich einer Odyssee:

Die Eisenbahnstation im Gebiet Rostow, an der die Menschen in die Waggons Richtung Osten steigen sollten, war kurz zuvor von der deutschen Luftwaffe zerbombt worden. Für die Menschen gab es kein Weiterkommen, sie harrten über einen Monat unter freiem Himmel aus und bekamen keine Versorgung. Bereits hier kam es zu ersten Todesopfern. Anfang Dezember brachte man sie dann nach Baku zum Kaspischen Meer. Von dort ging es mit dem Schiff nach Turkmenistan und in unbeheizten Viehwaggons weiter nach Nordkasachstan.

Die Familie Werle erreichte schließlich an Weihnachten 1941 ein Dorf in Nordkasachstan.

Tscheljabmetallurgstroj

Schon am 6. Februar 1942 kam Gustav zusammen mit seinem Sohn und vielen weiteren männlichen Verwandten in das Arbeitslager Tscheljabmetallurgstroj in den Ural.

Für ihn musste es ein schwerer Schlag gewesen sein, dass die Sowjetmacht, als deren Unterstützer er einst gewirkt hatte, ihn nun als Feind ansah.

Er starb am 4. März 1943 mit 47 Jahren an Hunger und unmenschlicher Arbeit. Sein Grab ist unbekannt, die offizielle Nachricht von seinem Tod erhielt die Familie erst im Jahr 1990.

  • Abbildung 3:

    Archivbescheinigung über den Tod Gustavs im Arbeitslager
Bewohner von Rosental
  • Abbildung 4:

    Nach Zeugenaussagen starben in den zwei Monaten der Deportation ca. 90 ehemalige Bewohner von Rosental, unter denen sich auch Gustavs erste Enkelin und drei seiner Neffen und Nichten befanden.

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