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Eduard Rutkowski mit Foto seines Großvaters Johann Rutkowski

Johann Rutkowski (1899-1959)

Geschrieben von Eduard Rutkowski aus Zirndorf am .

Mein Großvater Johann Rutkowski wurde am 27. April 1899 als erster Sohn in einer preußischen Familie in Groß-Tokmak (Bolschoj Tokmak), Molotschansk (Halbstadt), Dorf Muntau, Gebiet Saporischschja, Ukraine geboren.


Johann Rutkowski (1899-1959)
Johann Rutkowski (1899-1959)

Deportiert, repatriiert oder repressiert von:
Mineralny Wody, Gebiet Stawropol, NordKaukasus

Deportiert, repatriiert oder repressiert nach:
Kustanaj, Kasachstan

Sein Vater Michael Rutkowski, geb. 1871 in der preußischen Kolonie Kaiserdorf muss Anfang der 1890er gemeinsam mit seinen Eltern und 7 Geschwistern aus Kaiserdorf nach Molotschansk (Halbstadt), Dorf Muntau umgezogen sein. Dorf lernte er seine künftige Frau Anna Rutkowski (geb. Eich 1877) kennen. Beide hatten neben ihrem ältesten Sohn Johann (meinem Großvater) weitere 6 Kinder: Anton (1905), Theodor (1907), Alexander (1915), Florentina, Anna und Olga.

Michael war vom Beruf Schmied und hatte eigene Schmiede in Muntau.

In der Familie  wurde ausschließlich Plattdeutsch gesprochen und alle waren streng katholisch.

Johann Rutkowski(mein Großvater) ist in einer wohlhabenden Familie in der deutschen Kolonie Molotschna aufgewachsen und durfte ebenso die strenge preußische Erziehung erleben. Die Eltern konnte es sich leisten, meinem Großvater Johann eine kaufmännische Ausbildung zu geben.

100 Jahre hat sich die Kolonie Molotschna mit allen ihren Einwohnern zu einer blühenden Siedlung entwickelt. Dann kam aber der Untergang: Der Erste Weltkrieg (1914 – 1918), danach die Landenteignung, die Revolution 1917, die Massenvernichtung durch die verschiedenen Banden 1919, Seuchen und Hunger 1921-1922 und zuletzt der Zweite Weltkrieg 1941-1945 mit darauffolgenden Repressionen der deutschen Bevölkerung in Russland. All diese Strapazen haben auch meinen Großvater Johann und seine Familie getroffen…

Anfang der 1920 Jahre wurde die Familie Rutkowski von den Bolschewiken enteignet. Danach folgten Hungerjahre und Seuchen wie Cholera.

Als ein cleverer Kaufmann, der außer Plattdeutsch, Hochdeutsch und fließend Russisch gesprochen hat, fand Johann immer eine Arbeit bei den neuen kommunistischen Machthabern .

Im Jahr 1928 heiratete Johann Pauline Strohm aus Alt-Nassau, Prischib .

Gemeinsam wollte das junge Ehepaar Hans und Paula  die Sowjetunion verlassen und in die USA ausreisen, aber es gelang ihnen nicht. Sie kamen stattdessen in die alte deutsche Kolonie nach Baku im Nordkaukasus, Aserbaidschan. Dort ist die „rote Oktoberrevolution“ Ende der 1920-er zum Glück noch nicht vollständig durchgedrungen und das durften Johann und  Pauline noch einige Jahre genießen.

Im Juni 1933 kam ihr erstes Kind Erwin Rutkowski zur Welt . Erwin wurde noch in der wunderschönen evangelisch-lutherischen Erlöserkirche (wurde 1936 von den Sowjets zerstört) in Baku getauft.

Da Johann zur weißen Armee gehörte, musste er mit seiner Familie immer wieder den Wohnort wechseln, um nicht von den Sowjets entdeckt zu werden.

Im Jahr 1935 kam seine Tochter Sevilla zur Welt, welche leider im Kleinkindesalter 1936 verstarb.

Ein paar Jahre später gab es eine Fehlgeburt von 2 Zwillingen.

Danach hatte Johann zusammen mit Pauline keine weiteren Kinder mehr.

Im Jahr 1936 musste Johann mit seiner Familie nach Inosemzewo, Nordkaukasus fliehen.

Im Jahr 1938 zog Johann mit seiner Frau Pauline und Sohn Erwin wieder weiter und zwar nach Mineralnyie Wody im Gebiet Stawropol ebenso im Nordkaukasus. Dort haben sie ein Haus gebaut. Johann hat als leitender Lebensmittellagerhalter gearbeitet.

Im September 1941 wurden Johann und Pauline wiederholt enteignet und die ganze Familie wurde nach Kasachstan, Gebiet Kustanai, Raion Denisov deportiert.

Durch Johanns Befreiung vom Wehrdienst wg. seiner andauernden Infektionskrankheit am Bein ist er der unausweichlichen Verschleppung in die „Trudarmee“ entkommen.

Im Jahr 1944 durfte Johann mit seiner Familie gegen eine Sondergenehmigung nach Kartaly, Gebiet Tscheljabinsk, Sowjetunion umziehen. Dort gab es bessere Bedingungen für das Leben und Arbeit.

Durch sein kaufmännisches Geschick, Sprachenkenntnisse und Befreiung vom Wehrdienst hat Johann zum Glück stets eine Arbeit als Lagerarbeiter in der Lebensmittelindustrie und Werkstattausrüstung gehabt. Dadurch konnte er sich und seine Familie vor dem sicheren Hungertod in den sehr schwierigen Kriegsjahren und Zeit danach retten. Seine tadellose Arbeit wurde mehrfach durch verschiedene Auszeichnungen gewürdigt.

Im Jahr 1959 verstarb mein Großvater Johann Rutkowski in Kartaly im Alter von nur 60 Jahren.




Eduard Rutkowski

Mit Foto seines Großvaters Johann Rutkowski

Eduard Rutkowski mit Foto seines Großvaters Johann Rutkowski




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